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Theologie der Befreiung – Option für die Armen


28. Februar 2025

Am Dienstag hatten wir einen Workshop und eine Bibelarbeit zur Theologie der Befreiung. Am Nachmittag lernten wir das ökumenische Netzwerk „Fe por Cuba“ (Glaube für Kuba) kennen.

Blogbeitrag von Peggy Renger-Berka

Als ich mit unserer kleinen Delegation nach Kuba und ins Martin-Luther-King-Zentrum kam, hatte ich bereits von der Befreiungstheologie gehört. Ich wusste, dass aus dieser Wurzel die Feministische Theologie, die Black Theology und andere entstanden waren. Auch hatte ich gelesen, dass diese Theologie nicht nur eine soziale Dimension, sondern auch vor allem eine politische hat. Mir war zudem bewusst, dass man von Theologien – also im Plural – sprechen muss. Aber verstanden habe ich erst hier in Kuba, was es wirklich bedeutet: eine Option für die Armen.

Dabei geholfen haben mir zwei Dinge: erstens die Methoden der „Education popular“ und der „Lectura popular de la Biblia“ sowie zweitens die Begegnung mit den Mitgliedern des Netzwerkes „Glaube für Kuba“.

Mit der Education popular war ich bereits vertraut. Und welche Früchte daraus erwachsen, hatte ich bei der Begegnung mit dem Frauen-Netzwerk „Spirale“ erleben können. Aber die „Lectura popular de la Biblia“ war mir neu. Drei Prinzipien sind es, die es nacheinander anzuwenden gilt: Sehen – Bewerten – Tun. Am Beispiel der Emmaus-Jünger und ihrer Begegnung mit Jesus (Lk 24, 13-35) lernte ich diese Prinzipien kennen. Auf dieser Weise hatte ich den Text noch nie gelesen. Und ich werde ganz sicher noch mindestens eine weitere Lektüre benötigen, um alles zu verstehen. Aber genau darum geht es bei der Methode: Die biblischen Texte sprechen unterschiedlich – je nach Kontext, in denen sie gelesen werden, und je nachdem, welche Frage mich (und die Gruppe, mit der ich den Text lese) aktuell bewegt.

Ganz besonders bewegt hat mich der Austausch mit Mitgliedern des red ecumenica fe por Cuba – das Ökumenische Netzwerke Glaube für Kuba.

Ökumenisch heißt hier: Christinnen und Christen 19 verschiedener Konfessionen und Denominationen, keine Institutionen, sondern Menschen, die vom Glauben ins Handeln in ihrer Nachbarschaft, in ihrem Gemeinwesen, in der Gesellschaft kommen wollen. Konkret heißt das dann zum Beispiel, Menschen auf den Straßen Havannas mit Essen zu versorgen oder in einem Pflegeheim beim Waschen oder Haareschneiden zu unterstützen. Das heißt auch, andere weiterzubilden und die Methoden des Martin-Luther-King-Zentrums in ganz Kuba zu verbreiten. Dass damit der Glauben an die befreiende Kraft des Evangeliums sichtbar wird, ist das eine. Das andere ist, dass damit im Kleinen eine Veränderung der Gesellschaft beginnen kann.

Zum Höhepunkt dieser Begegnung gehörte für mich, dass dem Netzwerk auch eine beachtliche Zahl junger Menschen mit eigenen Projekten und Ideen angehört. Denn die gesellschaftlichen Herausforderungen benötigen den Erfahrungsschatz aller Generationen und einen langen Atem. Mein Eindruck war, dass in den jungen Menschen ebensoviel von der Kraft des Netzwerkes steckt wie vom langen Atem (Gottes).

Weitere Beiträge und Fotos finden sich in unserem Kuba-Blog sowie über den Instagram-Kanal @weltverantwortungevlks.

Gestaltete Mitte im Workshop zu Befreiungstheologie